Gibt es Gerechtigkeit für Listenhunde in Deutschland?
Stigmatisiert, besteuert, verstoßen – warum viele Hunde keine faire Chance bekommen
Schlagzeilen über Listenhunde.
2018 – WELT: „Kampfhund Chico tötet Mutter und Sohn – sie waren offenbar völlig überfordert“welt.de
2018 – BILD: „Bad König: Hund beißt Baby in Kopf! Ermittlung wegen fahrlässiger Tötung“bild.de
2019 – t-online (dpa): „Schwerste Verletzungen: Kampfhunde beißen Jugendlichen fast tot – Prozessbeginn“t-online.de
2023 – Focus Online: „Zwei Kampfhunde töten Mann auf der Straße direkt neben einer Grundschule“focus.de
2023 – Focus Online: „Kampfhund zerfleischt zwei Menschen, die vorher sein Herrchen angriffen“debeste.de
2024 – Focus Online: „Italien: Kleinkind von Kampfhunden zu Tode gebissen“focus.de
2024 – Focus Online: „Not-OP nach Hundeangriff: Kampfhund beißt Joggerin Daumen ab“focus.de
2024 – BILD: „In Deutschland: Hunde beißen 21 Menschen tot – in nur fünf Jahren!“bild.de

🔍Was sagen uns diese Schlagzeilen ?
Stellungnahme zu den reißerischen Schlagzeilen über Listenhunde:
Die ausgewählten Überschriften zeigen eindrücklich, wie stark das Bild von sogenannten „Kampfhunden“ durch Angst und Sensationslust geprägt ist. Wörter wie „zerfleischt“, „Terror“, oder „totgebissen“ schaffen Schlagzeilen – aber sie schaffen auch ein verzerrtes Bild.
Was in diesen Berichten oft fehlt:
Die Herkunft und Vorgeschichte der Hunde,
Die Haltungsbedingungen,
Und vor allem: Die Tatsache, dass schwere Beißvorfälle nicht rassespezifisch sind.
Durch solche Berichterstattung werden ganze Hunderassen pauschal stigmatisiert – unabhängig vom individuellen Verhalten. Für betroffene Tiere bedeutet das: geringe Vermittlungschancen, lebenslanger Tierheimaufenthalt oder Tötung. Für Halter:innen: Misstrauen, Ausgrenzung und massive Auflagen – selbst bei nachweislich friedlichen Hunden.
Fazit: Medien tragen Mitverantwortung dafür, ob eine Debatte sachlich oder mit Vorurteilen geführt wird. Gerechtigkeit für Listenhunde beginnt mit einem differenzierten Blick – nicht mit Schlagzeilen.
MLPH-Gen, auch bekannt als Dilute-Gen. Diese Veränderung behindert den normalen Transport von Pigmenten innerhalb des Haarschafts. In der Folge lagert sich das schwarze Farbpigment Eumelanin in unregelmäßigen Klumpen ab – was nach außen hin als ein bläulicher bis silberner Farbton erscheint.
Im Englischen spricht man deshalb von einem „Colour Dilution“-Gen, also einer genetischen Aufhellung des Farbstoffs. Laboranalysen belegen, dass diese Genvariante nicht nur Schwarz in Blau verwandeln kann, sondern auch Braun in einen helleren, lilagrauen Ton – oft „Lilac“ oder „Silver“ genannt. Die besondere Farbgebung bei diesen Hunden ist somit kein eigenständiges Rassemerkmal, sondern das Ergebnis einer genetisch bedingten Pigmentverdünnung.
bedingt anfälliger für bestimmte Krankheiten sein können, wodurch höhere tierärztliche Kosten entstehen.

📌 Gerechtigkeit – aus der Sicht eines „Kampfhundes“
Ich weiß nicht, warum ich so genannt werde.
Ich habe niemandem etwas getan. Ich liebe meine Menschen, mein Spielzeug, mein warmes Körbchen.
Ich freue mich, wenn jemand nach Hause kommt. Ich lecke Gesichter, keine Wunden.
Aber ich trage ein Etikett. Ein Stempel auf meinem Fell:
„Kampfhund“ – als wäre ich eine Waffe.
Ich sehe aus wie einer, also glaubt man, ich sei gefährlich.
Man schaut weg. Man wechselt die Straßenseite. Man meldet mich – nur weil ich bin, wie ich aussehe.
Ich darf nicht überall hin. Ich koste mehr Steuern. Ich brauche Tests. Ich bekomme kein Zuhause.
Man behandelt mich anders – ohne mich je kennenzulernen.
Sag du es mir:
Ist das Gerechtigkeit?

🔍 " ALS KAMPFHUND" Geboren mit Vorurteil – bestraft ein Leben lang
🟥 Gesellschaftliche & emotionale Nachteile
😟 Stigmatisierung: Negative öffentliche Wahrnehmung durch Medienberichte, Vorurteile und Angst.
🚫 Ausgrenzung: Auf Hundeplätzen, in Hundeschulen, im Alltag – viele Menschen meiden Kontakt.
🧒 Vorurteile gegenüber Halter:innen: „Asozial“, „kriminell“, „unverantwortlich“ – auch Halter werden oft verurteilt.
🗞️ Mediale Vorverurteilung: Reißerische Schlagzeilen bei Vorfällen – oft ohne genaue Rassenanalyse oder Kontext.
😔 Vermittlungshemmnis im Tierheim: Kaum Interessenten, lange Verweildauer, oft lebenslanger Aufenthalt.
🟥 Praktische Lebensnachteile
🧍 Eingeschränkte Bewegungsfreiheit: Keine Freilaufzonen, kein Training ohne Leine, kein Sozialkontakt zu anderen Hunden.
🚗 Reiseprobleme: Viele Bundesländer, Städte oder Hotels verweigern Aufenthalt von Listenhunden.
🩺 Versicherungslücken: Viele Haftpflicht- und OP-Versicherer schließen bestimmte Rassen aus.
📉 Keine Chancengleichheit bei Vermittlung – trotz bestandenem Wesenstest oft benachteiligt gegenüber Mischlingen oder Modehunden.
⚖️ Einzelfallgerechtigkeit fehlt: Gute Hunde zahlen für schlechte Halter – die Rasse zählt mehr als das Verhalten.

Wir sollten alle ein Herz für jede Rasse haben
🔍 Was sich ändern sollte – für echte Gerechtigkeit für Listenhunde
⚖️ 1. Rasselisten überarbeiten – Haltebedingungen differenzieren
Wenn Rasselisten bestehen bleiben, müssen sie wissenschaftlich begründet und regelmäßig überprüft werden.
Haltebedingungen dürfen nicht pauschal abschrecken, sondern sollen auf individuelle Eignung von Hund und Halter abgestimmt sein.
Hunde mit bestandenem Wesenstest sollten nicht wie gefährliche Tiere behandelt werden (z. B. Leinen-/Maulkorbpflicht aufheben).
2. Sachkunde und Verantwortung statt Verbote
Verpflichtender Sachkundenachweis für alle Hundehalter, unabhängig von der Rasse.
Erziehung, Training und Aufklärung stärken statt pauschaler Repression.
🏡 3. Bundeseinheitliche, tierschutzgerechte Regelung
Keine Ungleichbehandlung beim Wohnortwechsel: Ein Hund darf nicht durch Landesgrenzen zum „Problemhund“ werden.
Einheitliche Vorgaben zu Haltung, Verhaltenseinschätzung und Nachweispflichten.
💶 4. Kampfhundesteuer überdenken
Steuerhöhe sollte sich am Verhalten und der Halterzuverlässigkeit orientieren, nicht an der Rasse.
Hohe Sätze (z. B. 800–1000 € jährlich) treffen vor allem sozial schwache Halter und fördern Tierheim-Abgaben.
📣 5. Verantwortungsvollere Medienberichterstattung
Keine Vorverurteilung durch Begriffe wie „Bestie“, „Kampfhund“ oder „zerfetzt“.
Ursachen, Haltung und Mensch-Hund-Kontext müssen mitberichtet werden – nicht nur die Schlagzeile.
❤️ 6. Mehr Chancen für Listenhunde im Tierheim
Unterstützung bei Training, Vermittlung und Öffentlichkeitsarbeit.
Förderprogramme statt Stigmatisierung: Diese Hunde verdienen eine zweite Chance – wie alle anderen auch.

Ein Beitrag von Claus Reichinger
✅ Beispiele für Listenhunde
American Staffordshire Terrier
Pitbull Terrier
Staffordshire Bullterrier
Bullterrier
Rottweiler (je nach Bundesland unterschiedlich)





📊 Versicherungssituation im Überblick
Listenhunde unterliegen oft spezifischen Auflagen wie Leinenpflicht, Maulkorbpflicht und benötigen häufig eine behördliche Erlaubnis sowie einen Sachkundenachweis. Die Beiträge für Versicherungen sind meist höher oder Anbieter lehnen eine Versicherung ganz ab. Nicht-Listenhunde können hingegen meist ohne zusätzliche Auflagen problemlos versichert werden.
📝 Fazit
Trotz erschwerter Bedingungen gibt es Versicherungen, die speziell auf die Bedürfnisse von Listenhund-Besitzern zugeschnitten sind. Um rechtlich und finanziell optimal abgesichert zu sein, ist es ratsam, sich gezielt nach solchen spezialisierten Anbietern umzusehen.